Diplomarbeit 32 | Dynamische Mittelabflussplanung aus Sicht der Projektsteuerung

Hörenz, Kathleen: Dynamische Mittelabflussplanung aus Sicht der Projektsteuerung

Diplomarbeit Nr. 1271, TU Dresden, Institut für Baubetriebswesen, 2003

Ziel dieser Arbeit war es, ein Hilfsmittel für die Projektsteuerung zur integrierten Mittelabflussplanung zu schaffen. Damit sollen derzeitige Schnittstellenprobleme bei der Datenbearbeitung vermieden und eine vereinfachte Handhabung der Mittelabflussplanung ermöglicht werden.

Nach Ansicht der Autorin ist es gelungen, einen Lösungsansatz zu entwickeln, aus dem viele Vorteile für die Projektbearbeitung gewonnen werden können.

Aufbauend auf den bereits vorhandenen Datenstrukturen im Unternehmen wurden die Schwierigkeiten der Schnittstellenproblematik reduziert, insbesondere durch die Beschreibung notwendiger Umgliederungen in der Kostenstrukturierung. Damit ist eine einfache Datenübertragung zwischen den Teilsystemen der Kosten- und Terminpläne möglich, Inkonsistenzen im Datenmaterial werden vermieden. Die Qualität der Mittelabflussplanung wird durch die dynamische Verknüpfung der Budgetplanung mit den Ablaufvorgängen aus MS Project gesteigert. Dadurch ist eine ständige Aktualisierung der Finanzmittelplanung an den tatsächlichen Bauablauf möglich und die Bedürfnisse des Bauherren nach Kostensicherheit können besser erfüllt werden.

Die Handhabung der Mittelabflussplanung wird durch die erhöhte Automatisierung vereinfacht und effizienter gestaltet, vor allem durch die Auswahlmöglichkeiten der verschiedenen Kostenverläufe und der anschließenden automatischen Verteilung der Kosten über die Vorgangszeiträume sowie durch die Berücksichtigung spezifischer Zahlungspläne.

Jedoch hat sich gezeigt, dass der Arbeitsaufwand für die Integrierung gegebenenfalls sehr hoch sein kann. Ein ganzheitliches Controlling kann nur bei gewissenhafter Strukturierung der Teilsysteme gewährleistet werden, dazu sind auch von der Objektplanung gewisse Vorarbeiten notwendig, die später in der Projektbearbeitung weitere Anwendung finden.

Letztendlich wird die Entscheidung, ob sich der beschriebene Lösungsansatz wirtschaftlich rentiert, für jedes Projekt individuell geklärt werden müssen. Bei einigen Bauvorhaben oder schlechten Datenvoraussetzungen wird der Aufwand unter Umständen weit größer sein, als der wirtschaftliche Nutzen, der damit gewonnen werden kann. Außerdem ist es immer eine Entscheidung des Bauherren, ob er eine solch detaillierte und genaue Mittelabflussplanung benötigt und ob er die Vorteile der Arbeitsweise anerkennt.

Wie aus den Anlagen 5 bis 13 hervorgeht, sind die Datenmengen und die erstellten Tabellen in MS Excel bei dem hier beschriebenen Beispiel sehr groß. Das Musterprojekt ist an einigen Stellen tiefer strukturiert, als es in der Praxis im Allgemeinen üblich ist. Diese Struktur war jedoch notwendig, um die Problematik zu verdeutlichen und die Möglichkeiten des gewählten Lösungsansatzes auszuschöpfen. So wird im betreuenden Unternehmen die Mittelabflussplanung in der Regel nur für die Gewerke gegliedert, es entfällt die beschriebene Untergliederung in Untervorgänge. Wie im Kapitel 5 erläutert, kann durch die tiefere Untergliederung eine präzisere Planung des Mittelabflusses erfolgen. Allerdings muss auch hier entschieden werden, welche Detaillierung wirklich notwendig ist und ob die benötigten Voraussetzungen zur Umsetzung der Problematik vorhanden sind.

Insgesamt könnten durch aufbauende Untersuchungen die Handhabung der Mittelabflussplanung weiter vereinfacht werden. Der dargestellte Lösungsansatz ermöglicht die Auswahl spezifischer Kostenverläufe für einzelne Vorgänge bzw. Vergabeeinheiten. Es konnte jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht detailliert untersucht werden, welche Kostenverläufe für die einzelnen Bauleistungen typisch sind. Eine Analyse dieser Problematik und die Erstellung eines Kataloges mit relevanten Bauleistungen und spezifischen Kostenverläufen und Zahlungsmodalitäten wäre ein sinnvolles Hilfsmittel für die beschriebene Arbeitsweise. Damit könnte der Arbeitsaufwand bei der Einrichtung der Mittelabflussplanung weiter gesenkt und standardisiert werden.

Wie bereits erläutert, ermöglicht die Integration und Verbindung der verschiedenen Kostenstrukturen weitere Anwendungsmöglichkeiten. Es ist gelungen, einen Ansatz für ein ganzheitliches Controlling zu entwickeln. Die Kosten können jederzeit nach den benötigten Strukturen umgeschlüsselt werden. Es kann eine Fortschreibung und Steuerung der Kosten sowohl in einer konstruktionsbezogenen als auch in einer ausführungsorientierten Gliederung erfolgen und die Kosten können somit zu jedem Zeitpunkt nach den jeweiligen Anforderungen kontrolliert und mit anderen Kostenstrukturen verglichen werden. Es wäre daher eine Verwendung der entwickelten Arbeitsweise zur Verschlüsselung und Umstrukturierung für eine ganzheitliche Kostensteuerung denkbar.

Betreuer:

Thomas Heilfort – TU Dresden/Institut für Baubetriebswesen

Dipl.-Ing. M. Oehler – Kaiser BRB Baucontrol GmbH

Ausleihe oder Bestellung am Institut für Baubetriebswesen der Technischen Universität Dresden. Kontakt: baubetrieb@mailbox.tu-dresden.de