Partnerschaftliches Management von Bauablaufstörungen: Mehr Erfolg durch Kooperation
Eine Umfrage zeigt, dass sich die Termintreue durch verbesserte Kooperation aller Projektbeteiligten deutlich erhöhen lässt. 7 Regeln helfen, diesen Erfolgsfaktor gezielt einzusetzen.
Quellenangabe: Heilfort, Partnerschaftliches Management von Bauablaufstörungen – Mehr Erfolg durch Kooperation, Bauwirtschaft, Heft 9/2001, S. 28 – 29
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Partnerschaftliches Management von Bauablaufstörungen – Mehr Erfolg durch Kooperation
Thomas Heilfort, Dresden
Terminverzögerungen treffen alle Projektbeteiligten. Bauherren können Bauvorhaben später nutzen, vermieten oder verkaufen. Bauunternehmer tragen den Großteil der höheren Herstellkosten und hinterlassen unzufriedene Kunden. Planern und Projektsteuerern entsteht zusätzlicher Aufwand durch verstärkten oder verlängerten Einsatz. Eine schriftliche Umfrage unter 145 sächsischen Nachunternehmern hat Ursachen und Auswirkungen von Bauablaufstörungen hinterfragt.
Terminverzögerungen bei fast jedem zweiten Auftrag
Nach Auskunft der befragten Unternehmen treten bei 56 % der derzeitigen Aufträge Bauablaufstörungen auf, die in 48 % aller Aufträge auch zu Terminverzögerungen führen. Befragt nach den Ursachen mangelnder Termintreue, zeichnen die Bauunternehmen ein differenziertes Bild. Demnach beruhen Terminverzögerungen auf einer Vielzahl einzelner Einflussfaktoren, die häufig vermischt auftreten und von verschiedenen Vertragsteilen zu vertreten sind. Bild 1 systematisiert typische Störungsursachen nach Vertretenmüssen und Häufigkeit.
Die Analyse der einzelnen Ursachen zeigt, dass gerade die häufigsten Störungen aus mangelnder Zusammenarbeit der Projektbeteiligten resultieren. Dies führt zu dem Dilemma, dass die Folgen einer Störung nur einem Vertragsteil zugeordnet werden, zur Störungsvermeidung aber die Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten erforderlich ist.
So wären die Auswirkungen verspäteter Vorunternehmerleistungen (74 % aller Terminverzögerungen) weit weniger dramatisch, wenn die nachfolgenden Gewerke rechtzeitig informiert und in Gegensteuerungsmaßnahmen einbezogen werden würden. Erfahrungsgemäß reagieren die betroffenen Nachunternehmer in einem kooperativen Umfeld sehr flexibel und leisten so im Interesse des Auftraggebers einen wichtigen Beitrag zur Termintreue des Gesamtprojektes.
Ähnlich verhält es sich mit dem hohen Termindruck auf die Unternehmer (70 %). Viele Terminverzögerungen entstehen bereits durch unhaltbare Vorgaben des Auftraggebers im Ablaufplan und entsprechend unhaltbare Versprechen der Auftragnehmer im Vertrag. Ursache ist meist ein gemäß Ablaufplan willkürlich schwankender Kapazitätseinsatz. Dass der betroffene Unternehmer eigenmächtig seine Kapazitäten ausgleicht, von vereinbarten Planwerten abweicht und so den gesamten Bauprozess stört, ist in diesen Fällen vorprogrammiert.
Kooperation als Ausweg
Bereits die Analyse der Einzelursachen zeigt, dass eine verbesserte Zusammenarbeit die Termintreue positiv beeinflusst. Die statistische Auswertung der Fragebögen untermauert dese Tendenz noch. Verhalten sich die Projektbeteiligten grundsätzlich kompetitiv und verweigern jede Form der Kooperation, können nur 39 % aller Aufträge termingerecht abgeschlossen werden. Kooperieren die Projektbeteiligten hingegen uneingeschränkt, erhöht sich die Termintreue bis auf 72 % (Bild 2).
Konstruktive Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten führt somit eher zum Terminziel als das sofortige Beziehen von Verteidigungsstellungen. Die betroffenen Bauvertragspartner sollten jedoch nicht in die „Kooperationsfalle“ laufen und die (jeweilige) Anspruchssicherung vernachlässigen, z. B. durch Verzicht auf Behinderungsanzeigen oder Mahnungen. Vielmehr kommt es darauf an, ein partnerschaftliches Störungsmanagement zu etablieren, das primär als Steuerungsinstrument dient, sekundär aber auch eine möglichst eindeutige Klärung von Streitfällen ermöglicht.
7 Regeln für mehr Termintreue
Bauablaufstörungen werden nie ganz zu eliminieren sein. Gerade deshalb sollten vor Beginn jeder Baumaßnahme Verfahrensweisen vereinbart werden, die alle Projektbeteiligten zu kooperativem Verhalten motivieren. Dabei lassen sich 7 Regeln identifizieren:
- Eindeutige Bausolldefinition: Leistungen aller Projektbeteiligten bestimmen und terminieren.
- Disziplinierte Leistungserbringung: Projektziele als Leitbild begreifen.
- Zeitnahe Information: Einheitliche Datenbasis bereitstellen und kommunizieren.
- Effiziente Kontrolle: Standardisierte und regelmäßige Soll-Ist-Vergleiche durchführen.
- Flexible Steuerung: Gemeinsam zielorientierte Nachsteuerungsmaßnahmen festlegen.
- Ganzheitliche Dokumentation: Ursache, Wirkung und Gegenmaßnahmen kausal festhalten.
- Faire Abrechnung: Quotierte Erfolgs- oder Misserfolgsbeteiligung.
Bei Einhaltung dieser 7 Regeln können die Projektbeteiligten aus dem Kreislauf von Störung, Desinformation, Schulddiskussion und Konfrontation ausbrechen und sich wieder mehr auf die erfolgsorientierte Projektabwicklung konzentrieren. Dass durch die Verbesserung der Kooperation messbare Vorteile entstehen, ist nachgewiesen. Auch die befragten Unternehmen sind sich zu 88 % in den Erfolgsaussichten einig. Woran es noch mangelt, ist allein die konsequente Umsetzung auf den Baustellen.